Die subjektive Erfahrung des Bezugs der Bedarfsorientierten Mindestsicherung in Niederösterreich: Eine interviewbasierte Analyse

Autor(en)
Stefanie Stadlober, Laura Vogel, Bernhard Kittel
Abstrakt

Die Studie stellt die subjektiven Wahrnehmungen von und Erfahrungen mit dem
Bezug der Bedarfsorientierten Mindestsicherung auf der Grundlage von 30 Interviews dar. Die Auswahl der Befragten erfolgte nach dem Zufallsprinzip aus der Gruppe der Mindestsicherungsbeziehenden in städtisch und ländlich geprägten Bezirken, wobei auf eine möglichst große Gleichgewichtung nach Geschlecht und nach Herkunft geachtet wurde. Untersucht wurden neben den Gründen von und Wegen in die Mindestsicherung vor allem der Alltag des Lebens am Rande der Existenzsicherung, die Suche nach Arbeit und der Umgang mit Unterstützungsangeboten des Arbeitsmarktservice. Krankheit, geringer Bildungsgrad und die Trennung vom Partner sind bei Autochtonen gängige Wege in die Mindestsicherung, während für Asylberechtigte die Mindestsicherung als Existenzsicherung während der Aneignung
der für den Eintritt in den Arbeitsmarkt notwendigen Kenntnisse dient. Insbesondere für Familien bedeutet das Leben mit Mindestsicherung eine kontinuierliche Konfrontation sowohl mit materieller Deprivation als auch mit sozialer Ausgrenzung.
In ländlichen Regionen ist vielerorts neben den eingeschränkten Schul- und
Kindergartenöffnungszeiten das Fehlen eines an die Taktung der Arbeit angepassten öffentlichen Verkehrs ein großes Hindernis der Arbeitsaufnahme, zumal die Höhe der Bezüge den Besitz eines eigenen Autos nicht erlauben, soweit überhaupt ein Führerschein vorhanden ist. Im Umgang mit der Lebenssituation zeigen Asylberechtigte wesentlich mehr Optimismus als dies bei den Einheimischen beobachtet werden konnte. Begründen lässt sich dies mit dem Weg in die Mindestsicherung, der sich bei Einheimischen als ein sukzessives Abgleiten darstellt, das mit zunehmender Ausweglosigkeit und Verzweiflung einhergeht, während für Geflüchtete neben der Dankbarkeit für die Unterstützung in Österreich die Perspektive eines erwarteten Einstiegs in den Arbeitsmarkt im Vordergrund steht.

Organisation(en)
Institut für Wirtschaftssoziologie
Band
185
Publikationsdatum
2018
ÖFOS 2012
504003 Armut und soziale Ausgrenzung
Schlagwörter
Sustainable Development Goals
SDG 10 – Weniger Ungleichheiten
Link zum Portal
https://ucris.univie.ac.at/portal/de/publications/die-subjektive-erfahrung-des-bezugs-der-bedarfsorientierten-mindestsicherung-in-niederoesterreich-eine-interviewbasierte-analyse(fe8ad14b-fd31-436f-9df3-7f8452e1d06a).html