Hybride Männlichkeiten praxeologisch analysiert: Väter als sorgende Elternteile in der frühen Phase von Elternschaft

Autor(en)
Gerlinde Mauerer
Abstrakt

Im Beitrag wird das theoretische Konzept hybrider Männlichkeiten mit Fokus auf Väter als sorgende Elternteile praxeologisch untersucht. Basierend auf 42 Paarinterviews (2021–2022, n = 42) analysieren wir väterliche Handlungspraxen, Motivationen von Vätern und Paaren, sowie den elterlichen Austausch von Wissen und die Bildung von Kompetenzen in der Kleinkindversorgung. Es wurden Eltern in Österreich interviewt, die jeweils mindestens fünf Monate lang Kinderbetreuungsgeld (KBG) bezogen haben. In der praxeologischen Analyse fokussieren wir auf Väter, da die Betreuung von Kleinkindern bis vor wenigen Dekaden nicht in normativen Konstruktionen von Männlichkeiten enthalten war. Es wird gefragt, wie Väter Handlungspraxen und Sorgetätigkeiten auf der Basis der Inanspruchnahme von KBG entwickeln. In der Auswertung der empirischen Daten fokussierten wir in einer themenspezifischen Inhaltsanalyse, angeleitet durch die semi-strukturierten Leifadenfragen und – basierend auf einbezogenen Vorerkenntnissen – in der Codeerstellung der Informed Grounded Theory folgend, auf Alltagshandlungen in der väterlichen Betreuung und Versorgung von Kleinkindern. Die Ergebnisse zeigen, dass Vätern die Übernahme und Verkörperung von Sorgeaufgaben gelingt, sie jedoch in ihren langfristigen Vereinbarungen von Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit – insbesondere am Arbeitsplatz – weiter normativen Konstruktionen von Männlichkeiten entsprechen. Die Übernahme von väterlicher Verantwortung und Präsenz in der Familie wird bislang individualisiert betrachtet und vorwiegend als Unterstützung für Partnerinnen begriffen. Die erstellte Typologie von Vaterschaft verdeutlicht Zusammenhänge zwischen der Motivation der Väter und Paare, den Zielsetzungen der Paare und einer nachhaltigen väterlichen Übernahme von sorgenden Praxen. Insbesondere Väter, deren Handlungsmotivation durch geschlechtergerechte Zielsetzungen geleitet war, entwickelten nachhaltige sorgende Praxen in den Bereichen Ernährung, Haushaltsarbeit und in der Übernahme emotionaler und kognitiver Aufgaben in der Kleinkindversorgung.

Organisation(en)
Institut für Soziologie
Journal
Österreichische Zeitschrift für Soziologie (ÖZS)
Band
2025/50(3)
Seiten
1
Anzahl der Seiten
20
ISSN
1011-0070
DOI
https://doi.org/10.1007/s11614-025-00588-4
Publikationsdatum
02-2025
Peer-reviewed
Ja
ÖFOS 2012
504007 Empirische Sozialforschung, 504014 Gender Studies
Schlagwörter
Link zum Portal
https://ucrisportal.univie.ac.at/de/publications/f459c219-cd18-4177-b71e-4cd7b0c5eb23