Reflexion ‚unklarer‘ Beziehungen im Geschlechterdiskurs im Sport entlang von Differenz, Kontextualität und fachdidaktischer Modellierung

Autor(en)
Konrad Nikolaus Kleiner
Abstrakt

Der Diskurs zwischen egalitäts-, alteritäts- und differenztheoretischen Ansätzen, zwischen Körper, Sprache und Performanz, zwischen Formen der kulturellen Kodierung von Geschlecht sowie Fragen zur Konstruktion der Repräsentation geschlechtlicher Identität begleiten die Geschlechterforschung, Gender Studies, Diversityforschung, Frauenforschung und Queere Bildung seit den ersten „Streitschriften“ und den daran anschließenden konzeptionellen Arbeiten der zweiten Generation (Gesa Lindemann, Luce Irigaray, Jaques Derrida, Judith Butler, Raewyn Connell u. a.). Im Prozess der diskursiven Auseinandersetzung bekommt heute die Frage der Repräsentation von beispielsweise LGBT- oder LGBTIQ-Identitäten (Levithan, 2019) zunehmend mehr Aufmerksamkeit. Diese Entwicklung spannt einen Bogen von einer disziplinären und einer interdisziplinären Vielfalt ausdifferenzierter, geschlechterspezifischer Fragestellungen (Becker-Schmidt, 2018; Kortendiek et al., 2019) und detailreichen Ergebnissen in zahlreichen Wissenschaftsdisziplinen seit Anfang der 1980er-Jahre, insbe- sondere auch in der Sportwissenschaft (vgl. Gramespacher & Weiß, 2005; Gramespacher, 2008, 2005; Gramespacher & Schwarz, 2018; Hartmann-Tews & Rulofs, 2006; Hartmann-Tews, 2019). Die Entwicklung der Geschlechterforschung wird u. a. von einem gesellschaftskritischen Potenzial geleitet, das der Forderung nach Überwindung der situativ, graduell und kontextual konstruierten Differenzproduktion verpflichtet ist. Vor diesem Hintergrund gerät die „Theorie der Schweigespirale“ (Noelle- Neumann, 1996; Potthoff, 2016) ins Wanken und wird ubiquitär. Diese Theorie, die dem Phänomen der Entstehung von sozialer Kontrolle und Macht von Minder- bzw. Mehrheitsmeinungen insbesondere unter Konformitätsdruck auf der Spur ist, postuliert, dass persönliche Meinungen dann öffentlich gemacht werden, wenn davon aus- gegangen werden kann, dass diese auch die Meinung von Mehrheiten darstellt und diese reproduziert werden, insbesondere dann, wenn normative Inhalte im Vorder- grund stehen. Im Gegensatz dazu werden die konträren, den Mehrheitsmeinungen gegenüberstehenden Positionen „verschwiegen“ und die „Schweigespirale“ wird re- produziert (vgl. Hirschauer, 2001; Peters & Seier, 2016).

Organisation(en)
Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft
Band
279
Seiten
133-144
Anzahl der Seiten
12
Publikationsdatum
09-2019
Peer-reviewed
Ja
ÖFOS 2012
503028 Sportpädagogik, 504014 Gender Studies, 504013 Gender Mainstreaming
Schlagwörter
ASJC Scopus Sachgebiete
Gender studies
Sustainable Development Goals
SDG 5 – Geschlechtergleichheit
Link zum Portal
https://ucrisportal.univie.ac.at/de/publications/cc7c1701-486d-4dfc-8d7a-b6608de2813e