"Movi Kune – gemeinsam bewegen": Bewegungstherapie mit Kriegs- und Folterüberlebenden
- Autor(en)
- Clemens Ley, Edita Lintl
- Abstrakt
Bei Folter- und Kriegsüberlebenden zeigt sich eine besonders hohe Prävalenz von psychosomatischen und psychosozialen Störungen. Gleichzeitig belegen zahlreiche Studien die körperlichen und psychosozialen Gesundheitseffekte von Bewegung und Sport, welche bezüglich des Erscheinungsbildes der traumatisierten Flüchtlinge, Kriegs- und Folterüberlebenden eine hohe therapeutische Bedeutung haben, aber kaum genutzt werden. Der Forschungsbedarf ist groß, zumal in Österreich im Jahr 2012 die Trainingstherapie für Sportwissenschaftler(innen) zugängig gemacht wurde, deren Absolvent(inn)en unter anderem im therapeutischen Bereich der Psychiatrie und Psychosomatik arbeiten sollen.
Das Projekt „Movi Kune – gemeinsam bewegen“ möchte hier einen Beitrag für die klinische Forschung und die bewegungstherapeutische Praxis mit Menschen mit einer Traumatisierung leisten. Seit 2013 führen dazu die Abteilung Sportpsychologie (Universität Wien) und das Betreuungszentrum für Kriegs- und Folterüberlebende Hemayat gemeinsam bewegungstherapeutische Programme durch und erforschen deren Struktur, Prozesse und Ergebnisse mit qualitativen Methoden (teilnehmende Beobachtung, Interview und Gruppendiskussionen). Bis jetzt wurden zwei dreimonatige Interventionsstudien mit von Hemayat betreuten Kriegs- und Folterüberlebenden in geschlechtergetrennten Kleingruppen von fünf bis zehn Personen durchgeführt.
Die Ergebnisse der Experteninterviews geben wichtige Informationen darüber, wie ein entsprechendes Bewegungsprogramm aus Sicht der Trauma-Expert(inn)en gestaltet und wie im Rahmen der Trauma-Therapie der Fokus auf „Sicherheit erleben“ und „Ressourcen aktivieren“ gesetzt werden sollte.
Anhand von zwei Fallanalysen aus der ersten Interventionsstudie werden Ergebnisse zur Durchführung, zu den Wirkfaktoren und Effekten exemplarisch aufgezeigt. Dabei werden die Relevanz des selbstbestimmten aktiven und bewegten Tuns und Mitgestaltens, des positiven Selbsterlebens, des Nachspürens bei sich selbst und des Erfahrens von Sicherheit, Kontrolle, Erfolgen und Freude sowie die Wirkungen des Gruppenerlebens und der Beziehungsgestaltung deutlich.- Organisation(en)
- Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft
- Externe Organisation(en)
- Betreuungszentrum für Kriegs- und Folterüberlebende HEMAYAT
- Journal
- Spectrum der Sportwissenschaften: Zeitschrift der Österreichischen Sportwissenschaftlichen Gesellschaft (ÖSG)
- Band
- 26
- Seiten
- 71-97
- Anzahl der Seiten
- 27
- ISSN
- 1022-7717
- Publikationsdatum
- 2014
- Peer-reviewed
- Ja
- ÖFOS 2012
- 303028 Sportwissenschaft, 302065 Psychiatrie, 501010 Klinische Psychologie, 303004 Bewegungswissenschaft
- Schlagwörter
- Sustainable Development Goals
- SDG 16 – Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
- Link zum Portal
- https://ucrisportal.univie.ac.at/de/publications/c49d3151-3e3a-4eac-87da-4a74171bce4c