Intersektionalität und soziale Ungleichheit

Autor(en)
Johanna Neuhauser
Abstrakt

Intersektionalität ist gegenwärtig eines der wichtigsten Konzepte in den Gender Studies und findet auch darüber hinaus immer mehr Anklang. Für eine Soziologie sozialer Ungleichheit ist eine intersektionale Perspektivierung insofern besonders gewinnbringend, als sie den Blick auf die Mehrdimensionalität und Verwobenheit sozialer Kategorien bzw. Ungleichheitsachsen richtet. Eine Schwierigkeit intersektionaler Ansätze besteht jedoch darin, dass diese theoretisch und methodologisch meist unzureichend ausgearbeitet sind und sich häufig auf sehr unterschiedlichen Analyse- und damit Abstraktionsebenen bewegen. Insbesondere aus einer gesellschaftstheoretischen Perspektive wird kritisiert, dass sich die meisten Studien auf die Mikro- bis Mesoebene und damit auf Identitätskonstruktionen oder Fragen von Diskriminierung konzentrieren, während die strukturellen Dimensionen von Intersektionalität vernachlässigt werden.
In dem Beitrag wird nach einer historischen Einführung und einem Überblick über verschiedene Intersektionalitätsansätze eine Konzeption vorgeschlagen, in der die gesellschaftliche Arbeitsteilung als Dreh- und Angelpunkt herangezogen wird, da über diese Grundmuster gesellschaftlich relevanter Ungleichheiten erzeugt werden. Zugleich soll Intersektionalität aber auch den Blick auf die alltäglichen Erfahrungen gesellschaftlicher Ungleichheit schärfen. Anhand eigener empirischer Forschungen zu migrantischer Arbeit in Spanien und Österreich wird gezeigt, dass eine intersektionale Analyse eine differenzierte Analyse von Arbeitsausbeutung ermöglicht, indem die strukturellen Mechanismen und die subjektive Wahrnehmung gesellschaftlicher Ungleichheit wechselseitig aufeinander bezogen werden.

Organisation(en)
Institut für Soziologie
Seiten
175 - 187
Publikationsdatum
2023
ÖFOS 2012
504001 Allgemeine Soziologie
Link zum Portal
https://ucrisportal.univie.ac.at/de/publications/9b6edf3e-d0f0-48e7-bdf4-fda9d7bd9512