Interview am 23.02.2024 mit Natascha Bobrowsky

Autor(en)
Nadja Gsaller, Natascha Bobrowsky
Abstrakt

Die vorliegende Masterarbeit diskutiert mit Fokus auf öffentliche Archive - konkret Landesarchive - den Einfluss von „Erinnerungskultur“ auf die archivische Bewertung und analysiert Möglichkeit und Bedeutung der Einbeziehung von Erinnerungsprozessen und erinnerungskulturellen Dynamiken in den Bewertungsprozess. Selektionsprozesse können einen maßgeblichen Einfluss auf kollektive Gedächtnisse und auf das (nationale) kulturelle Gedächtnis nehmen und unterstützen die Erinnerungskultur selbst, indem einschlägige Unterlagen für weiterführende Forschungen aufbewahrt werden. Unter Erinnerungskultur wird nach Aleida Assmann eine Menschenrechtshandlung verstanden, welche Ungerechtigkeit sichtbar macht. Die Kriminalisierung, Unterdrückung und Verfolgung von homosexuellen Personen in Österreich und die Entwicklung ihrer Erinnerungskultur dient hierbei als aktuelles Beispiel in dieser Masterarbeit. Jahrhundertelang wurden homosexuelle Personen wegen ihrer Sexualität (strafrechtlich) verfolgt. Diese Masterarbeit beachtet die Kriminalisierung beginnend im Jahr 1938 bis 2002, als die letzte gesetzliche Bestimmung, welche homosexuelle Personen diskriminierte, aus dem österreichischen Strafgesetzbuch gestrichen wurde. Entsprechend genannten Punkten sollten Archivar*innen die Erinnerungskultur während der Bewertung von Strafakten und auch anderen einschlägigen Unterlagen nicht ignorieren. Auf diese Weise tragen sie zur Wahrung der Menschenrechte und zur historischen Aufarbeitung bei. In Folge kann die Beachtung von der Erinnerungskultur zu Kriminalisierung, Verfolgung und Unterdrückung von homosexuellen Personen zu einer erhöhten gesamtgesellschaftlichen Akzeptanz und Solidarität gegenüber ebendiesen führen. Archivar*innen müssen dahingehend sensibilisiert sein, vor allem, wenn die zu bewertenden Unterlagen Informationen zu sensiblen Themen beinhalten. Dazu zählt auch die aus heutigem Standpunkt betrachtete unrechte Kriminalisierung von gesellschaftlichen Gruppen.

Organisation(en)
Institut für Geschichte
Anzahl der Seiten
7
Publikationsdatum
2024
ÖFOS 2012
601008 Geschichtswissenschaft, 601016 Österreichische Geschichte, 601019 Quellenkunde, 601022 Zeitgeschichte
Link zum Portal
https://ucrisportal.univie.ac.at/de/publications/70f1950b-4cec-402f-8804-07cb19db8bd0