Die strafrechtliche Verfolgung homosexueller Handlungen in Österreich im 20. Jahrhundert

Autor(en)
Johann Karl Kirchknopf
Abstrakt

Im 20. Jahrhundert erreichte die staatliche Verfolgung gleichgeschlechtlicher Sexualität in Österreich sowohl ihren grausamen Höhepunkt in der gesamten Periode der späten Neuzeit in Form der NS-Homosexuellenverfolgung, als auch ihr Ende durch die Entkriminalisierung der sogenannten einfachen Homosexualität im Jahr 1971. In dieser Hinsicht ähnelt die Entwicklung in Österreich jener in einer Vielzahl europäischer Staaten. Eine seltene Ausnahme im internationalen Kontext – und daher für die europäische Sexualitätsgeschichte von großem Interesse – stellt jedoch die rechtliche Lage in Österreich insofern dar, als auch weibliche Homosexualität kriminalisiert war. Obwohl weibliche und männliche Homosexualität nach demselben Straftatbestand geahndet wurden und dieser im Wortlaut während des gesamten 20. Jahrhunderts unverändert blieb (§ 129 Ib des Strafgesetzbuchs aus dem Jahr 1852), wurden weibliche und männliche Homosexualität nicht in gleicher Form und mit stark schwankender Intensität verfolgt. Diese geschlechterspezifischen Unterschiede, wie auch Kontinuitäten und Brüche dieser Verfolgung im Verlauf von fünf aufeinanderfolgenden politischen Systemen will dieser Beitrag beleuchten.

Organisation(en)
Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Journal
Zeitgeschichte
Band
43
ISSN
0256-5250
Publikationsdatum
2016
Peer-reviewed
Ja
ÖFOS 2012
601022 Zeitgeschichte
Schlagwörter
Link zum Portal
https://ucrisportal.univie.ac.at/de/publications/a9670145-94ae-4452-8cde-424d7e2b110a