Ambivalenzen der Flexibilisierung: Traditionalisierung in Familien- und Geschlechterbeziehungen in Ostberlin und Brandenburg
- Autor(en)
- Tatjana Thelen, Astrid Baerwolf, Tilo Grätz
- Abstrakt
Theorien der Flexibilisierung teilen häufig die fundamentale Annahme eines sozialen Wandels hin zu mehr Bewegung, Reflexivität und De-Traditionalisierung. Im Gegensatz dazu argumentieren wir, dass Flexibilisierung auch neue Prozesse von Traditionalisierung fördern kann. Anhand von Fallbeispielen aus Ostdeutschland beschreiben wir, wie flexibilisierte Kinderbetreuung sowie ein flexibler Arbeitsmarkt zur Traditionalisierung familiärer Arbeitsteilung beitragen.
Diese Prozesse haben eine deutlich gender-spezifische Komponente, die sich in den Überzeu- gungen und Praxen insbesondere junger Familiengründer widerspiegelt. Während bisherige Studien eine relativ hohe Stabilität alter DDR-Muster bezüglich weiblicher Erwerbstätigkeit und öffent- licher Kinderbetreuung beschreiben, konnten wir in unserer Forschung Tendenzen feststellen, die auf einen langfristigen Wandel dieser habituellen Muster in Ostdeutschland hindeuten. Sowohl im ländlichen als auch städtischen Umfeld finden wir unterschiedlich hohe Grade der normativen An- gleichung an ein (westdeutsches) Familienideal des männlichen Brotverdieners, das je nach Zugang zum Arbeitsmarkt differenziell in die tägliche Praxis umgesetzt wird. Diese Umorientierung wird unterstützt durch Institutionen wie Arbeitsagenturen, freie Träger im Bereich der Wohlfahrt sowie durch Arbeitgeber mit einem eher traditionellen Familienverständnis.- Organisation(en)
- Externe Organisation(en)
- Humboldt-Universität zu Berlin, Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung, Georg-August-Universität Göttingen
- Band
- 89
- Anzahl der Seiten
- 22
- Publikationsdatum
- 2006
- ÖFOS 2012
- 504017 Kulturanthropologie, 504009 Ethnologie, 504010 Europäische Ethnologie
- Schlagwörter
- Link zum Portal
- https://ucris.univie.ac.at/portal/de/publications/ambivalenzen-der-flexibilisierung-traditionalisierung-in-familien-und-geschlechterbeziehungen-in-ostberlin-und-brandenburg(1ba0229f-b4c9-4e6c-a688-737f3e539d97).html