Prostitution statt Niedriglohn? Strategien sozialer Mobilität vor dem Hintergrund des geschlechtsspezifischen Arbeitsmarkts in Brasilien
- Autor(en)
- Johanna Neuhauser
- Abstrakt
In keiner anderen Arbeit könnte sie so viel verdienen wie in der Prostitution, ist
Antonia, die in Rio de Janeiro als Sexarbeiterin tätig ist, überzeugt. Denn als reale Berufsalternativen stehen in Brasilien Frauen mit relativ niedriger (Aus-)Bildung und Berufserfahrung vor allem Tätigkeiten im Niedriglohnsektor offen, deren Verdienstmöglichkeiten weit unter jenen der Sexarbeit liegen. Prostitution als eine ökonomische Entscheidung zu betrachten, die Frauen wie Antonia bewusst treffen, erscheint angesichts kultureller Repräsentationen, die Sexarbeit mit Ausbeutung und/oder Armut verknüpfen, als ungewöhnlich. Die soziale Stigmatisierung des Berufs verhindert einen unvoreingenommenen Blick auf ein weit verbreitetes Berufsfeld. Ziel ist es, die Frage nach der subjektiven Bedeutung von Prostitution als Erwerbsarbeit mit derjenigen nach der strukturellen Verschränkung von Geschlechter- und Arbeitsverhältnissen zu verbinden. Hierzu wird die Anschlussfähigkeit ökonomischer Theorien an die Erzählungen in der Sexarbeit tätiger Frauen untersucht und die Analyse durch einen intersektionalen Ansatz erweitert. Der Frage „Prostitution statt Niedriglohn?“ kann nicht losgelöst von der geschlechtsspezifischen Ungleichheit des brasilianischen Arbeitsmarkts nachgegangen werden, die den Ausgangspunkt der ethnographischen Analyse bildet.- Organisation(en)
- Institut für Soziologie
- Seiten
- 183-197
- Publikationsdatum
- 2013
- ÖFOS 2012
- 504003 Armut und soziale Ausgrenzung, 504002 Arbeitssoziologie
- Sustainable Development Goals
- SDG 10 – Weniger Ungleichheiten
- Link zum Portal
- https://ucrisportal.univie.ac.at/de/publications/0929f1a9-25bf-40eb-bcef-4e7630f5ad2e