Integration durch Wertevermittlung?

Autor(en)
Sabine Grenz, Barbara Grubner, Monika Lengauer
Abstrakt

Das Buch ist vom Verlag bereits angenommen und könnte direkt veröffentlicht werden. Ich habe im Mai jedoch einen Antrag auf Publikationsförderung beim FWF eingereicht, um das Buch auch OA veröffentlichen zu können. Es wird derzeit dort begutachtet.

Die Forschung zu Fluchtmigration und Geflüchteten ist aufgrund der politisch-diskursiven Rahmung und der politischen, ökonomischen und sozialen Ausschlüsse Geflüchteter mit besonderen ethischen Herausforderungen verbunden. Denn der Forschungsprozess mit Geflüchteten ist unvermeidlich von sozialen und rechtlichen Ungleichheiten und ungleichen Machtverhältnissen zwischen Interviewerinnen und geflüchteten als Interviewees geprägt. Diese galt es fortwährend zu reflektieren und (selbst)kritisch zu gestalten. Dies bedeutet auch, dass wirkmächtige und ungleichheitsproduzierende gesellschaftliche, politische und ökonomische Strukturen, die das individuelle Handeln beschränken, in den Blick genommen werden forschungsethisch berücksichtigt werden mussten. Die Herausforderungen zeigten sich im Falle unserer Studie u.a. daran, dass einzelne Geflüchtete aus unserer Wahrnehmung nach den Gesprächen deshalb zustimmten, weil sie von ihren Betreuerin*nen angefragt wurden. Zusätzlich war die informierte Zustimmung aus sprachlichen Gründen nicht einfach zu realisieren. Freiwilligkeit, Anonymität und Datenschutz der Studie sowie grundlegende datenschutzrechtliche Bestimmungen mussten wiederholt erläutert werden. Trotz der Zusage, dass Audiodaten nach der Transkription gelöscht werden, reagierten manche Geflüchtete mit Unbehagen, weil auch im Laufe der Asylverfahren Interviews mit ihnen geführt wurden und sie Konsequenzen fürchteten.
Einige unserer Gesprächspartnerin*nen trugen nach dem Interview konkrete Anfragen an uns heran, insbesondere wenn keine kontinuierliche Unterstützungspersonen verfügbar oder die Betroffenen in keine regelmäßigen Betreuungsangebote eingebunden waren. Da wir diese in der Regel jedoch nicht selbst erfüllen konnten, haben wir gemeinsam nach geeigneten Ansprechpartnerin*nen gesucht und die Teilehmerin*nen weitervermittelt.
Nicht zuletzt ist Forschung mit Geflüchteten durch die mögliche Konfrontation mit Traumata gekennzeichnet. Die Herausforderung für die Interviewerin*nen bestand hier insbesondere darin, keine potentiell traumatischen Erinnerungen vorsätzlich zu initiieren, zugleich jedoch offen für Themen zu sein, die von den Gesprächspartnerin*nen selbst eingebracht wurden, auch wenn diese nicht unmittelbar mit den Forschungsfragen in Zusammenhang standen. In Situationen, in denen seitens unserer Gesprächspartnerin*nen selbst verletzende Erinnerungen eingebracht wurden, wurde zwar offen zugehört, jedoch nicht intensiver nachgefragt. Generell ging es in den Schilderungen vorrangig um die Herausforderungen des Existenz-Aufbaus und Erfahrungen seit Ankunft in Österreich.

Organisation(en)
Institut für Kultur- und Sozialanthropologie, Institut für Bildungswissenschaft
Anzahl der Seiten
320
Publikationsdatum
03-2023
Peer-reviewed
Ja
ÖFOS 2012
504014 Gender Studies
Schlagwörter
Link zum Portal
https://ucrisportal.univie.ac.at/de/publications/04819ca9-1929-4f05-936c-9470cfa3215e