#MeToo-Literatur avant la lettre

Autor(en)
Sandra Folie
Abstrakt

Wenn einer der Charaktere in der Kurzgeschichte Andere Faktoren feststellt, dass „[d]ie Dinge nicht gut oder böse [sind], sie sind einfach“ und die Protagonistin sich daraufhin fragt, „wie man mit Sicherheit sagen konnte, welches die bösen Dinge sind“, kann das als beinahe wortwörtliche Aufschlüsselung des Titels – Bad Behavior – verstanden werden. Das Spannungsfeld zwischen Gut und Böse, Täterschaft und Opferschaft, Aktion und Reaktion zieht sich wie ein roter Faden leitmotivisch durch die neun Kurzgeschichten. Der ins Deutsche übersetzte Titel, der dem englischen – man ist versucht zu sagen: glücklicherweise – neben- und damit nachgeordnet ist, versagt gerade in diesem wichtigen Punkt: Schlechter Umgang ist ein Klischee, eine platte Ausrede, mit der etwa Eltern ihren Nachwuchs entschuldigen, indem sie Freunde für dessen unerwünschte Entwicklung verantwortlich machen. Die direkte Übersetzung mit schlechtem Benehmen oder Verhalten verspricht hingegen – ebenso wie das erstmals 1988 publizierte Buch – keine einfachen Erklärungen, Schuldzuweisungen oder Freisprechungen.

Organisation(en)
Institut für Europäische und Vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaft
Journal
Literaturkritik.de : Rezensionsforum für Literatur und für Kulturwissenschaften
ISSN
1437-9317
Publikationsdatum
04-2020
ÖFOS 2012
602053 Vergleichende Literaturwissenschaft, 504014 Gender Studies
Schlagwörter
ASJC Scopus Sachgebiete
Literature and Literary Theory, Gender studies, Cultural Studies
Sustainable Development Goals
SDG 5 – Geschlechtergleichheit
Link zum Portal
https://ucris.univie.ac.at/portal/de/publications/metooliteratur-avant-la-lettre(4e29c1fb-fbf1-4ff1-a829-d15e396588aa).html